Jamil, Hanau
„Unterschätzet nicht den Samen, den du pflanzt. Er könnte in Zukunft zu einem großen Baum werden, der dich vor der sengenden Sonne schützt“
Als ich 2016 nach Deutschland gekommen bin, war mir klar, wie schwer es ist, sich in einer neuen Gesellschaft zu integrieren. Ich war voller Hoffnung und Aufregung als ich mein Heimatland Syrien verließ, um in einem fremden Land ein neues Leben zu beginnen.
Als ich in Hanau ankam, war ich anfangs überwältigt von der neuen Umgebung und den Herausforderungen, neue Kultur, neue Sprache und neues Land, denen ich gegenüberstand. Doch ich war entschlossen meine Ziele zu erreichen. Eines Tages hörte ich von einem Freund von Calle, der als große Hilfe für die Flüchtlinge in Hanau bekannt war.
Calle ist für mich ein kluger Mensch und ein guter Freund geworden. Er ist sehr kommunikativ. Er hat mit seiner Frau und anderen Ehrenamtlichen in Hanau eine Gruppe gegründet, um den neuen Bewohnern zu helfen.
Calle hat in Hanau einen Treff erfunden, der hieß „Babbeltreff“. Das Ziel war, die deutsche Sprache zu verstehen und sie dadurch in Alltagssituationen besser anwenden zu können. Zu Beginn war es mir sehr wichtig die Sprache zu lernen und die fremde Gesellschaft kennenzulernen. Wir habe uns wöchentlich getroffen und uns über viele Themen unterhalten. Auf gleicher Augenhöhe waren unsere Diskussionen, was mir sehr wichtig ist.
In dieser Zeit versuchte Calle, uns die deutsche Mentalität zu erklären, einschließlich Bräuchen, Traditionen, Feiertagen und die wichtigen und grundlegenden Dinge in diesem Land, welche Rechte und Pflichten wir haben.
Es ist inzwischen wie eine Freundschaft zwischen uns, ich habe nie das Gefühl, dass Calle mich belehren will, sondern es sind von ihm nur Vorschläge.
Durch diese Anregungen verbesserte sich meine deutsche Sprache enorm und dann bekam ich einen Teilzeitjob in einer Grundschule. Ich war sehr glücklich, weil ich hier den ersten Schritt machen konnte.
Aber Arbeit allein reicht in Deutschland nicht aus, um sich zu integrieren, man braucht eine Gemeinschaft, die eine kleine Familie ist, die einen umgibt. Das habe ich gefühlt während des Angriffs, der in Hanau stattfand.
Ich bekam so viele Textnachrichten und Anrufe, es waren neue Freunde, die versuchten, mich zu trösten. Dieses Gefühl kann ich nicht vergessen. Damals hatte ich den Eindruck eine neue Familie in Deutschland zu haben. Mit der Hilfe von Calle und den vielen Ehrenamtliche können wir eine bessere Zukunft für dieses Land erreichen: „Wir schaffen das“. Es war für mich die größte Motivation einer der neuen Ehrenamtlichen in Deutschland zu sein.
Ich habe nun einen Vollzeitjob gefunden und bin momentan ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen tätig. Ich versuche diesem Land etwas zurückzugeben und möchte so weitermachen.